Die Aufgabe der Bremsflüssigkeit besteht darin, die vom Fahrer auf den Handbremshebel oder das Fußbremshebel ausgeübte Kraft auf die Radbremse vorne oder hinten zu übertragen. Dabei spielen der Siedepunkt und die Viskosität der Flüssigkeit eine bedeutende Rolle.

Anforderungen an die Bremsflüssigkeiten

An die Bremsflüssigkeit werden folgende Anforderungen gestellt:

  • Sie darf die Gummidichtung und Bauteile nicht angreifen.
  • Sie muss das Bremssystems vor Korrosion und Verschleiß schützen.
  • Sie muss temperaturbeständig sein.

Letzteres ist wichtig, da die beim Bremsen erzeugte Wärme zum Teil auf die Bremsflüssigkeit übergeht. Dabei entstehen hohe Temperaturen. Im Extremfall führen diese zum Sieden der Bremsflüssigkeit. Das kann schlimme Folgen haben: Denn kocht die Bremsflüssigkeit, gibt das Bremspedal nach und die Bremsleistung nimmt stark ab.

Der Grund: Beim Sieden der Bremsflüssigkeit entstehen Dampfblasen, die sich komprimieren lassen. Das führt dazu, dass die Bremsimpulse nicht mehr an den Radbremsen ankommen.

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Viskosität

Neben dem Siedepunkt ist auch die Viskosität, also Zähflüssigkeit, der Bremsflüssigkeit wichtig. Diese sichert die Funktion der verschiedenen Bremssysteme.

Bei modernen Regelsystemen, beispielsweise ABS, ist eine besonders niedrige Viskosität die Voraussetzung für zuverlässige Regelvorgänge in Bruchteilen von Sekunden.

Die Hydraulikaggregate dieser Systeme haben eine Vielzahl von kleinen Bohrungen und Kanälen. Die Auswahl einer Bremsflüssigkeit mit falscher Viskosität kann fatale Folgen für die Funktion moderner Bremssysteme haben.

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Unterschiede der Bremsflüssigkeiten

Folgende Bremsflüssigkeiten sind auf dem Markt erhältlich:

DOT 3-Bremsflüssigkeiten

Diese sind oft in älteren Fahrzeugen zu finden. DOT 3-Flüssigkeiten sollten nicht mit anderen Bremsflüssigkeiten gemischt werden.  

DOT 4-Bremsflüssigkeiten

Diese haben einen höheren Siedepunkt und werden meistens in aktuellen Fahrzeugmodellen eingesetzt. Für Fahrzeuge mit elektronisch geregelten Bremssystemen wie ABS bieten einige Hersteller Bremsflüssigkeiten auf DOT 4-Basis an, die aber eine geringere Viskosität aufweisen.

Diese sind unter anderem mit den Namen „DOT4 Plus“, „DOT4 Pro“ oder „DOT4 SL“ erhältlich. Die Angaben „Plus“ oder „Pro“ sind Hersteller eigene Bezeichnungen. Sie deuten meist auf höherwertige Produkte hin.

DOT 5-Bremsflüssigkeiten

Dabei handelt es sich um eine Flüssigkeit auf Silikonbasis. Sie sind typisch für den amerikanischen Markt. Jedoch ist die DOT 5-Bremsflüssigkeit nicht mit der DOT 5.1-Bremsflüssigkeit zu verwechseln. Denn Letztere wird auf mineralischer Basis (Glykolbasis) hergestellt.

DOT 5.1-Bremsflüssigkeiten

Die DOT 5.1-Bremflüssigkeit ist kompatibel mit den DOT 3- und DOT 4-Varianten (Glykolbasis). Dadurch, dass sich diese Bremsflüssigkeit hervorragend mit Wasser verbinden kann, sinkt der Siedepunkt nur minimal. Die Flüssigkeit ist ideal für extreme Einsatzbedingungen und rennsportbegeisterte Fahrer.

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Siedepunkte und Viskosität nach DOT-Standard

Vom United States Department of Transportation (DOT) wurden anhand der Norm FMVSS (Federal Motor Vehicle Safety Standard) 116 Minimalanforderungen an Bremsflüssigkeiten definiert. Die dort enthaltenen Klassen unterscheiden sich nach ihrem Trocken- und Nasssiedepunkt und der Viskosität. 

Typ
Trockensiedepunkt
in °C
Nasssiedepunkt in °CViskosität in mm2/sec
DOT 32051401.500
DOT 42301551.800
DOT 5.1260180900
DOT 4 SL2601651.400
DOT 4SL.6265175700

Wichtig ist, DOT 5.1 nicht mit DOT 5 verwechseln! DOT 5.1, 4 und DOT 3 haben eine Glykolbasis, während DOT 5 auf Silikonbasis hergestellt wird. Die Flüssigkeiten sind nicht mischbar.

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Werterhalt der Fahrzeuge

Ein zu hoher Wassergehalt in der Bremsflüssigkeit führt zur Korrosion im Bremssystem. Bremsleitungen, Bremskolben und Bremszylinder reduzieren dann die Bremswirkung und müssen kostenintensiv ausgetauscht werden.

Ein regelmäßiger Wechsel der Bremsflüssigkeit beugt dem vor und erhält dadurch den Wert des Fahrzeuges.

Hinweis: verschüttete Bremsflüssigkeit sollte mit viel Wasser abgespült werden, da sie den Lack und Kunststoffteile angreifen kann.


Umweltschutz und Entsorgung

Bremsflüssigkeit sollte möglichst in kleinen Verpackungseinheiten gekauft und in der Originalverpackung gelagert werden. Eine luftdicht verschlossene Verpackung, die an einem trockenen, kühlen und gut gelüfteten Ort aufbewahrt wird, sichert eine möglichst lange Lagerzeit.

Geöffnete Behältnisse sind nicht Lagerfähig.

Leere Behälter und alte Bremsflüssigkeiten müssen fachgerecht entsorgt werden. Da alte Bremsflüssigkeit als Sondermüll gilt, muss sie einem Entsorgungssystem zugeführt werden. In dem System wird sie entweder aufgearbeitet oder in der chemischen Industrie weiterverwertet.

Alte Bremsflüssigkeiten dürfen nicht mit anderen Stoffen wie z.b. Motoröl oder Getriebeöl gemischt werden.

Bremsflüssigkeiten gehören zu den wassergefährdenden Flüssigkeiten und dürfen daher nicht in Abflüsse, Kanäle, Erdreich oder dergleichen gegeben werden.

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